Evangelische Kirche Nieder-Erlenbach

Unsere Kirche steht mitten im Dorf, zur Charlottenburg 1.

Außen vor der Kirche ist eine grüne Tafel angebracht, die im Telegrammstil Auskunft gibt über die Besonderheiten der Kirche. Sie ist eines der Frankfurter Baudenkmäler. Dort heißt es:

„EVANG. KIRCHE VON
NIEDER-ERLENBACH

Im Kern mittelalterliche Saalkirche hinter ehemals wehrhaftem Frontturm der Spätgotik des 1972 eingemeindeten Dorfes Nieder-Erlenbach. Ab 1637 barockisiert; Entsprechende Ausstattung des Innenraums bis ins späte 18. Jahrhundert.“

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Die Kirche ist ein schlichter, rechteckiger Bau mit einschiffigem Kirchenraum und geradem Abschluss im Osten hinter dem Altar. Im Westen ist ein rechteckiger Turm angebaut, auf dem eine aus der Barockzeit stammende hölzerne, außen verschieferte, mehrfach gegliederte Glockenstube mit Laterne und spitzem Helmabschluss sitzt. Im Osten ist die Sakristei – die sogenannte Kapelle – angebaut, die mit einem Kreuzgratgewölbe überdeckt ist.

Der Kirchenraum hat eine korbbogenartig gewölbte Stuckdecke. Der Raumeindruck wird stark durch die alten Emporeneinbauten und die herrliche Barockorgel geprägt, die hinter und über dem Altar auf einer eigenen Empore steht.

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Das erste gesicherte Datum der heutigen Kirche ist das Jahr 1346. Kirchlich gehörte Nieder-Erlenbach zu dem Archidiakonat von St. Peter in Mainz. Die ältesten Teile sind die gerade Abschlussmauer im Osten und die aus gotischer Zeit stammenden Spitzbogenfenster im Altarraum.

Der früher mit einer flachen Decke versehene Raum ist bereits vor der Reformation mehrmals umgebaut worden. Die Sakristei wurde angebaut und etwa gegen 1400 der Turm errichtet. Die heutige äußere Gestalt erhielt die Kirche wahrscheinlich im Jahre 1715, als der Turm aufgestockt wurde, wie aus einer Sandsteintafel außen am Turm ersichtlich ist. Der Innenraum wurde 1955 grundlegend renoviert.

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Damals wurde der östliche Teil der Nordempore abgebrochen und die Kanzel an ihren jetzigen, ursprünglichen Platz gestellt. Das einfache dreigeteilte Altarbild – Thema: Abendmahl, Auferstehung und Himmelfahrt – aus dem Jahre 1637 wurde an die Nordwand gerückt und der neue Taufstein davor aufgestellt. Das ursprüngliche Altarbild (1497) von hohem künstlerischen Wert befindet sich seit 1894 im Besitz des Landesmuseums in Darmstadt.

Die Emporen stammen aus den Jahren 1670 – 1775. Die heutige Kanzel wurde im Jahre 1600 errichtet. Die Bilder der vier Evangelisten an der Kanzel gehen auf ältere Vorlagen zurück. Die drei Deckengemälde in der wunderbaren Stuckdecke aus der Barockzeit konnten 1955 von dem Restaurator Kratz aus Seligenstadt in ihren ursprünglichen Zustand gebracht werden. Sie stellen die Auferstehung Christi, die plastisch gestaltete Taube, von Engelsköpfen umgeben, und die Himmelfahrt Christi dar. Beide Bilder sind so angebracht, dass sie auf die Taube, das Symbol des Heiligen Geistes, hinweisen.

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Hinter der Kanzel befindet sich an der Südwand ein Epitaph. Es wurde zur Erinnerung an Johann Ernst von Glauburg (1681 – 1733) errichtet. Als die Handwerker im Jahre 1955 im Zuge der Renovierung das Altarpodest entfernten, entdeckten sie eine sehr gut erhaltene Sandstein-Grabplatte in der seltenen Größe 1,40 x 2,50 m, die jetzt an der Südwand aufgestellt ist. Sie erinnert an Frau Maria Eleonora von Glauburg, die Gemahlin des vorgenannten Johann Ernst.

Der Turm nimmt drei Glocken auf, von denen nur das Alter der kleinen Glocke durch die Inschrift genau feststeht: „Gos mich Johann Georg und Johannes Schneidewind in Frankfurt Anno 1709.“ Für das Jahr 1671/1672 erwähnt die damalige Kirchenbaurechnung schon drei Glocken; die älteste Urkunde, den Glöckner betreffend, soll aus dem Jahre 1434 stammen.

Es ist ein glücklicher Zufall, dass die drei etwa 200 Jahre alten Glocken noch heute ihr schönes Geläut hören lassen können. Im letzten Krieg waren sie nämlich nach Kiel gebracht worden, um dort eingeschmolzen zu werden. Das Kriegsende rettete sie, und so konnten sie im Jahre 1946 wieder ihren alten Platz im 24 m hohen Glockenturm einnehmen.

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Im Jahre 1977 wurde mit dem Bau der neuen Sakristei begonnen. Dieser fünfeckige Anbau wurde im südlichen Teil des ehemaligen Kirchhofes errichtet. Im Untergeschoss befinden sich die Gas-Heizanlage und zu ebener Erde die Sakristei mit Toiletten. Von der neuen Sakristei zum Südeingang der Kirche wurde ein Dach gespannt, das die Gemeinde dazu anregt, auch nach den Gottesdiensten noch ein wenig miteinander zu reden.

Abgeschlossen wurden die Arbeiten, nachdem auch 1978/79 eine gründliche Kirchen-Innenrenovierung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalspflege der Stadt Frankfurt durchgeführt worden war. Bei dieser Renovierung erhielt die Kirche eine farbliche Gestaltung, die der ursprünglichen in dieser Bauernkirche vermutlich sehr nahe kam. Viele Rottöne wurden an der Empore verwendet und zwischen die Stuckteile der Decke ein frisches Rot gestrichen. Im Kirchenschiff wurden eine Fußbodenheizung verlegt, neue Bänke angefertigt und die elektrische Installation komplett erneuert.

Nachdem 1978 – 1980 auch eine Außenrenovierung durchgeführt und der Turm neu gedeckt worden ist, erscheint nun die Kirche insgesamt als schönes und ansehnliches Gotteshaus und fast schon als ein Wahrzeichen des Stadtteils Frankfurt am Main-Nieder-Erlenbach.

(Alfred Schottdorf, Geschichtsverein Nieder-Erlenbach, 1994)

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Im Zuge der im Jahre 1955 durchgeführten Kirchenrenovierung wurde unsere Wegmann-Orgel aus dem Jahre 1781 von der Firma Kemper in Lübeck mit einem elektrischen Blasebalg ausgestattet und um ein zweites Manual erweitert, dessen Pfeifen rechts und links hinter der Orgel Aufstellung fanden. Diese Orgelerweiterung war handwerklich schlecht ausgeführt. Ständig waren Ausfälle zu beklagen. Außerdem hatte die Firma Kemper auch keine Rücksicht auf Bauweise und Stil des Erbauers genommen und bedenkenlos neue Register nach Art des norddeutschen Barock eingebaut.

Da aber immer noch große Teile des ursprünglichen Instruments von 1781 vorhanden waren (Gehäuse, Windladen Teile des Pfeifenwerks) und eine Einheitlichkeit des Instruments nur durch stilgerechte Ergänzung der fehlenden Teile zu erreichen war, entschloss sich der Kirchenvorstand auf Anraten des Orgelbausachverständigen der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau, Herrn Dr. Hans Martin Balz, die einmanualige Originalfassung wiederherstellen zu lassen, weil nur bei dieser ein optimales technisches und klangliches Ergebnis gewährleistet schien. Die Arbeiten wurden nach einer Ausschreibung der Firma Gebrüder Oberlinger in Windesheim übertragen, welche andere Wegmann-Orgeln studiert und vermessen hat, um alle für Nieder-Erlenbach neu anzufertigenden Teile an der Praxis der Werkstatt Wegmann zu orientieren. Einige Einzelheiten der Disposition konnten auch nach der Sichtung des Pfeifenwerks nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden und wurden durch Vergleich mit anderen Wegmann-Orgeln erschlossen

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Diese Restaurierung war auch unter regionalem Gesichtspunkt sehr erwünscht, weil unsere Orgel das einzige noch erhaltene Instrument aus dem 18. Jahrhundert von der Frankfurter Wegmann`schen Orgelbauwerkstatt im Frankfurter Stadtgebiet ist. Andere von der gleichen Werkstatt geschaffenen Instrumente, wie z. B. das der Frankfurter Peterskirche, sind den Bombardements im II. Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Erwähnenswert ist noch, dass wenige Monate nach Ausführung der Restaurierungsarbeiten durch die Firma Oberlinger im Hessischen Staatsarchiv, Darmstadt, von Herrn Schottdorf das Original des seinerzeitigen Werkvertrages gefunden wurde. Es stellte sich heraus, dass die Beratung des Herrn Dr. Balz so hervorragend war, dass unsere überarbeitete und im Laufe der Jahre mehrmals umgebaute und erweiterte Orgel jetzt wieder genau dem Original entspricht! Jetzt kann die Wegmann-Orgel ihre Hörer wieder so erfreuen, wie sie das schon lange getan hat.

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Im Jahre 1999 ist das Kirchendach mit Schieferplatten neu eingedeckt worden. Und 2009 fand erneut eine Kirchen-Innenrenovierung statt, diesmal unter Federführung der Bauabteilung des Ev. Regionalverbandes Frankfurt. Dabei wurden entsprechend den neuesten Brandschutzvorschriften sämtliche Elektrokabel neu verlegt und das Beleuchtungskonzept geändert. Es wurden insgesamt 17 dimmbare Wandleuchten installiert und im Altarraum wieder 4 Pendelleuchten angebracht, die eine bessere Ausleuchtung dieses Bereiches sicherstellen.

Da im Zuge dieser Arbeiten mit großer Staubentwicklung zu rechnen war und die Orgel staubdicht „eingehaust“ werden musste, entschloss sich der Kirchenvorstand, die Orgel fachmännisch reinigen zu lassen. Denn schließlich waren ja seit der Restaurierung des Instruments schon wieder 25 Jahre vergangen. So wurden sämtliche Pfeifen ausgebaut und in die Orgelwerkstatt verbracht.

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Jetzt wurde der Dispersionsfarben-Anstrich der Decken und Wände entfernt und durch Mineralfarbe ersetzt. Risse in Decke und Wänden wurden geschlossen und die Bemalung der Stuckdecke geändert. Denn ein Restaurator hatte durch Entfernen mehrerer Anstriche die ursprüngliche Farbgebung der Stuckdecke ermittelt. Zwischen den weißen Stuckranken wurden die Flächen jetzt wieder in zartrosa und an den Seiten bis zu den Korbbögen in hellblau angelegt. Die Deckengemälde wurden gereinigt und an schadhaften Stellen durch eine Kirchenmalerin ausgebessert. Jetzt konnten die Orgelbauer die gereinigten Pfeifen wieder in das Gehäuse einstellen und das Instrument intonieren. Diese anspruchsvolle Arbeit nahm mehr als eine Woche Zeit in Anspruch.

Nach etwa sechsmonatiger Renovierungsdauer konnte die Gemeinde an Weihnachten 2009 wieder ihre Gottesdienste in der Kirche feiern und erfreut sich bis heute an der geglückten Renovierung.

(Kurt Michel, Ehrenvorsitzender des Kirchenvorstandes und Mitglied des Bauausschusses unter auszugsweiser Verwendung eines Aufsatzes des Herrn Dr. H. M. Balz über die Nieder-Erlenbacher Orgelgeschichte)